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Nach dem ersten Kollektiv-Stammtisch geht es weiter!

ERGÄNZUNG (04.08.25): Am 19. September 2025 findet der nächste Kollektiv-Stammtisch in Bochum statt: https://ruhr.fau.org/events/bochum-kollektiv-stammtisch/

Am 14. Juni lud die FAU Ruhr zu ihrem ersten Stammtisch für Kollektivbetriebe ins Syntopia nach Duisburg ein. Die Veranstaltung ist für alle Personen gedacht, die sich für neue Arten des Arbeitens und Wirtschaftens interessieren. Teilnehmende müssen also nicht in einem Kollektivbetrieb arbeiten, sondern können einfach mal so vorbeischauen und Fragen stellen, um sich ein Bild zu machen. Es schafft darüber hinausgehend einen Anlass, sich mit anderen Mitgliedern von Kollektivbetrieben auszutauschen und Erfahrungen zu teilen oder ggf. zukünftig zusammenzuarbeiten.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde klar, wie vielfältig die Struktur von Kollektivbetrieben im Ruhrgebiet und deutschlandweit ist. Denn: Nach deutschem Recht ist ein „Kollektivbetrieb“ weder ein geschützter Begriff (jedes beliebige Unternehmen kann sich „Kollektivbetrieb“ nennen ohne rechtliche Konsequenzen), noch eine festgelegte Rechtsform eine Betriebs (GmbH, AG, UG, GbR… selbst Genossenschaften sind nicht automatisch Kollektivbetriebe).

Wer war dabei?

Eine langjährige erfahrene gut funktionierende Genossenschaft, die T-Shirts für einen bestimmten Kundenstamm bedruckt und in der alle aktuellen Arbeiter*innen (und teilweise ehemalige) auch Genoss*innen sind. Herausforderungen gibt es im Anwerben von neue Kollektivistas, da Klarheit darüber herrschen muss, was genau Kollektivarbeit bedeutet und es natürlich sozial gut zusammen passen soll. Sollte es Kollektivista-Wachstum geben, würden zudem neue formelle Kommunikations- und Entscheidungsformate notwendig.

Ein Kollektivbetrieb der soziale Dienstleistungen wie Haushalts- und Pflegedienste und Kinderbetreuung umsetzt und aus einer GmbH besteht in der alle Kollektivistas angestellt sind, während ein Verein die gesamten GmbH besitzt und alle Kollektivistas gleichzeit Mitglied im Verein sind.

IT-Kollektive waren recht breit vertreten (anteilig nehmen diese an einer eigenen Vernetzung als tech-coops tei):

  • Bei einer komplett im Homeoffice arbeitende GmbH die Webanwendungen entwickelt sind alle Angestellten auch gleichzeitig Gesellschafter*innen.
  • Eine sich gerade im Aufbau befindende IT-Genossenschaft orientiert sich aktuell bei ihren Strukuren und Arbeitsweisen an dem Konzept „Sociocracy 3.0“, wobei derzeit auch nicht-eingestellte Genoss*innen weiterhin Teil der Geno bleiben.
  • Eine neu gegründete IT-GmbH die aktuell eine spezifische Produktidee entwickelt und in der alle zu gleichen Teilen Gesellschafter*innen sind. Ursprünglich war diese nicht als Kollektivbetrieb, sondern eher mit dem Gedanken des Verantwortungseigentums gegründet worden. Daraus entwickelt sich die Frage, wie man anderen Gesellschafter*innen die Kollektivbetriebe-Idee nahebringen könnte.

Und zu guter Letzt war eine Konföderation von Kulturvereinen dabei, die derzeit nachdenken die Rechtsform „Verein“ hinter sich zu lassen. Die gesellschaftliche Veränderungen und eine geänderte Aktivität bei Mitgliedern verweist auf einen Bedarf nach Anpassung der Strukturen. Potenzial wird in der strukturellen Verbindung von Kulturarbeit und Lohnarbeit gesehen, was möglicherweise mtieinander verbundene Kollektivbetriebe leisten könnten.

Wir möchten uns bei allen bedanken die dabei waren. Wir peilen derzeit ein Treffen pro Quartal an und freuen uns auf den kommenden Termin am Abend des 13.09.2025 in Bochum. Details findet ihr zu gegebener Zeit dann im FAU Ruhr Veranstaltungskalender auf diesem Blog oder als Ankündigung über unsere Social Media Kanäle.

Stellungnahme zu den Tarifabschlüssen TVöD und NV-Bühne

Theater: NV-Bühne

Die Gewerkschaft GDBA hat einen Arbeitskampf an Theatern und Opernhäusern mit einem Teilabschluss beendet.
Wie sich aus dem bisherigen Tarifvertrag NV-Bühne herauslesen lässt gab es eigentlich reichlich nachzubessern. Es wurde zwar die Einführung der 39-Stunden-Woche im Bereich “Bühnentechnik” erreicht, an vielen anderen Stellen gab es aber nur kleinere Nachbesserungen.
Aus unserer Sicht wäre mit konsequentem Arbeitskampf mehr dringewesen. Beim allerersten Warnstreik in der Geschichte der GDBA hätten wir uns eine längere Streikdauer gewünscht. 30 Minuten sind zwar ein Anfang, aber kaum spürbar. Wir müssen mutiger werden auch wenn man dabei Risiken eingeht.
Nach diesem Teilabschluss hoffen wir, dass die Verhandlungen zeitnah fortgeführt werden und weitere wichtige Themen besprochen- und vor allem mit Nachdruck durchgesetzt werden.
Als FAU-Betriebsgruppe werden wir zum Beispiel das Thema Gage weiter bearbeiten: Im NV-Bühne “Solo” und “Bühnentechniker” gibt es bisher KEINE gemeinsam anzuwendenden Gagenklassen oder Vergütungsstufen, wie z.B. im TVÖD und im Bereich “Chor” und “Tanz”. Wir sind auf individuelle Verhandlungen angewiesen.
Gesprochen werden muss auch über die Nichtverlängerungsklausel, über Mitspracherechte, wie z. B. die Bühnenschiedsgerichtbarkeit.
Das Abschaffen von altertümliche Begrifflichkeiten wie z. B. geborene und gekorene künstlerische Bühnentechniker.
Der NV Bühne Vertrag ist und bleibt ein Vertrag aus der Steinzeit, sodass wir als Beschäftigte an den Theatern für eine komplette Neuinterpretation des Tarifvertrages kämpfen müssen.

öffentlichen Dienst: TVöD

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Unsere Rede zum ersten Mai 2025 in Dortmund

Wir hoffen es hatten alle einen wunderbaren und kämpferischen Ersten Mai. Die FAU Ruhr war mit einem Stand in Dortmund beim Stadtteilfest am Union Salon und die Stimmung und auch die vielen Gespräche waren super. Danke dafür! Kleiner Wermutstropfen war lediglich, dass unsere fertige Erste-Mai-Rede wegen zu vollem Programm doch nicht gehalten werden konnte. Somit veröffentlichen wir diese hier für euch:

Eine stetige Erhöhung des Arbeitstempos plus kaum vorhandene Schutzkleidung und Sicherung führen dazu, dass es vorkommt, dass Arbeiter:innen bei der Produktion von Mähmaschinen ihre Finger oder ganze Gliedmaßen verlieren. Neben dem schnellen Tempo und fehlender Sicherung ist die Erschöpfung ein großer Faktor der Arbeitsunfälle, wenn 10 bis 12 Stunden am Tag gearbeitet wird.

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Veranstaltungen der FAU Ruhr um den 1. Mai 2025

Der 1. Mai ist Tag der Arbeiter*innenbewegung oder auch Internationaler Kampftag der Arbeiter*innenklasse. Solange du Lohn von deiner*m Chef*in zum Überleben brauchst, gehörst du dazu.

Wir freuen uns sehr, wenn ihr zu unseren Veranstaltungen kommt und wir uns kennenlernen können!

Essen: Was macht die FAU Ruhr?

Essen: Was macht die FAU Ruhr?

Egal ob ihr bereits Mitglieder seid oder nur mal reinschauen wollt, wer wir sind. Ihr seid herzlich willkommen! Einführung in die FAU Ruhr: Wir stellen [...]
Duisburg: 1. Mai-Demo und Fest

Duisburg: 1. Mai-Demo und Fest

01.05.2025    
10:00 - 18:00
Solidarisch und Kämpferisch in Betrieb und Stadtteil Der 1. Mai mit Hochfeld Solidarisch und der FAU. Wir laden euch ein den 1. Mai kämpferisch und [...]
FAU Stand beim Nachbarschaftsfest des Union Viertels

FAU Stand beim Nachbarschaftsfest des Union Viertels

01.05.2025    
14:00 - 20:00
Am 1. Mai veranstaltet der Union Salon wie im letzten Jahr ein Nachbarschaftsfest. Das Ziel ist es, einen lebendigen Treffpunkt für die Nachbarschaft zu schaffen, in dem das soziale [...]
Dortmund: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

Dortmund: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

08.05.2025    
18:00 - 19:30
Das FAU-Café ist die Gelegenheit für Interessierte und Mitglieder der Basisgewerkschaft FAU sich kennenzulernen und auszutauschen. Daneben bieten wir auch unsere gewerkschaftliche Erstberatung bei Problemen [...]
Duisburg, Vortrag: Taiwan: Vom Kolonialismus zum Kapitalismus und Subimperialismus

Duisburg, Vortrag: Taiwan: Vom Kolonialismus zum Kapitalismus und Subimperialismus

08.05.2025    
19:00 - 21:00
Während die neue US-Regierung unter Trump die Zukunft der NATO in Frage stellt und mit hohen Zöllen einen neuen „Handelskrieg“ auch gegen die EU beginnt, [...]
Duisburg: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

Duisburg: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

09.05.2025    
18:00 - 20:00
Das FAU-Café ist die Gelegenheit für Interessierte und Mitglieder der Basisgewerkschaft FAU sich kennenzulernen und auszutauschen. Daneben bieten wir auch unsere gewerkschaftliche Erstberatung bei Problemen [...]

Tarifverhandlungen öffentlicher Dienst: Schluss mit dem Schonwaschgang!

Potsdam/Gelsenkirchen: Nach der zweiten Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband VKA um den Tarifvertrag öffentlicher Dienst „TVöD“ zeichnet sich eine totale Blockadehaltung der Arbeitgeber ab. Wie die Verdi in ihrer Übersicht gut darstellt, hat die Arbeitgeberseite kein Entgegenkommen gezeigt. Zeitgleich waren sich die Bosse nicht zu schade, eine absurd lange Vertragslaufzeit von 36 Monaten vorzuschlagen. 

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FAU Ruhr beim dritten Rat von Unten in Bochum

Der Rat von Unten hat sich als Format etabliert, auf dem Bochumer Initiativen frei diskutieren und konkrete Vorhaben gemeinsam planen und umsetzen können.

Kritik am Parlamentarismus

Beim dritten Rat von Unten am 25. Januar hatte auch die FAU Ruhr Gelegenheit, sich im Rahmen eines Thementischs vor- und zur Diskussion zu stellen. Das übergeordnete Thema war die anstehende Kommunalwahl in Bochum und NRW im September, zu dem wir mit der klaren Parlamentarismuskritik, für die unsere syndikalistische Organisationsform steht, Position beziehen konnten.

Einige Teilnehmenden des Rates von Unten blieben strukturell in der Parteipolitik und Repräsentation verhaftet, das zeigten manche Diskussionsverläufe deutlich auf. So folgte der Kritik am Werdegang der einen (grünen) Partei in einem Wortbeitrag unmittelbar die Würdigung einer anderen (linken) Partei, die von der Kritik ausgenommen sei und Dinge doch gut mache; fast als gäbe es grundlegende strukturelle Unterschiede zwischen beiden Organisationen und so als wären sie nicht den gleichen Sachzwängen und Funktionslogiken unterworfen.

Eine deutliche Mehrheit der Initiativen stand jedoch klar dafür ein, Parteipolitik und Vertrauen in staatliche Strukturen hinter sich zu lassen, um nicht nur faschistische Gefahren zu bekämpfen, sondern trotz Kapitalismus radikaldemokratische alternative Strukturen aufzubauen.

FAU als kritische Alternative

In diesem Kontext konnte auch die FAU Ruhr eine kritische basisdemokratische Alternative vorstellen und unter der Überschrift „Demokratische Arbeitskämpfe“ ihre Organisationsform und ihre Vorstellungen zur Diskussion stellen. Einigkeit bestand unter den rund zehn diskutierenden Personen, dass die Arbeitswelt eines der wichtigsten Felder für den Kampf um eine bessere Welt sei.

Vom Syndikalismus über die Konföderation bis zum imperativen Mandat teilten wir einen breiten Überblick der Binnenorganisation der FAU. Nachfragen betrafen insbesondere spezifische Branchen und deren Vernetzungen und die Möglichkeiten zur Mitarbeit in der FAU.

Der nächste Rat von Unten soll bereits im April stattfinden. Wir freuen uns, dieses Format auch weiterhin kritisch und konstruktiv zu begleiten und danken allen Anwesenden für die spannenden Diskussionen und der „Rat von Unten“-Orga für die intensive Vorbereitung und tolle Durchführung.

TVöD-Tarifrunde 2025: FAU Ruhr ruft Mitglieder zur solidarischen Beteiligung auf

Die drei Lohntarifverträge für den öffentlichen Dienst sind Ende 2024 ausgelaufen. Seit Januar 2025 stehen nun Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern an. Die Ergebnisse der Verhandlungen gelten dann für Menschen die im öffentlichen Dienst arbeiten (einschließlich Praktikant:innen, Auszubildende und Studierende) z.B. in Kommunalverwaltungen, bei der Bundesagentur für Arbeit, der Renten- und Unfallversicherung, der kommunalen Versorgungsbetriebe (Stadtwerke) und des kommunalen Nahverkehrs (ÖPNV).

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Theaterbranche – gesprengte Kettenbefristung?

Tarifkampf an den Theatern. Der Normalvertrag („NV“) Bühne wurde von Gewerkschaftsseite (GDBA, also „Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und BFFS, also „Bundesverband Schauspiel“) gekündigt und läuft damit zum 31. Dezember 2024 aus. Gegenseite bzw. Sozialgegner ist der Deutsche Bühnenverein. Verhandlungen sind für den 23. Und 24.09.24 angesetzt.

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FAU Ruhr beim Rat von Unten

Der Wunsch nach Organisation und basisdemokratischen Politikangeboten ist anhaltend hoch: Am vergangenen Wochenende sind wir als FAU Ruhrgebiet der Einladung der Initiative Demokratischer Konföderalismus zum Rat von Unten in Bochum gefolgt. Das Ziel:

Einen langfristigen Ort schaffen, an dem wir unsere Visionen einer demokratischen Selbstverwaltung miteinander teilen können, einen Ort, an dem wir zusammenkommen, um uns besser kennenzulernen, lebhaft zu diskutieren, uns zu vernetzen und Kräfte zu bündeln.

In spannenden Gesprächsrunden konnten wir miterleben, wie viel kämpferisches Potenzial im Ruhrgebiet steckt, weit über Wahlkampfgetöse und Bitten an die Politik hinaus. Der IDK gebührt unser herzlicher Dank für die gelungene Organsation der Veranstaltung.

Antifaschismus bleibt Handarbeit und somit wollen wir unsere Kooperationen mit lokalen Organisationen weiter ausbauen. Einfach wird das nicht sein, aber wir haben die Mittel und Methoden, um es möglich zu machen.

Ihr wollt Teil davon werden oder mit uns über die Ideen dazu sprechen? Dann kommt doch zu unseren FAU-Cafés in Dortmund und Duisburg oder zum FAU-Stand beim Anarchistischen Parkfest in Dortmund.

Der 1. Mai im Ruhrgebiet

Ein Gedankenspiel: Was, wenn der 1. Mai 2024 die letzte Gelegenheit gewesen wäre, um vernehmbar für die Rechte der internationalen Arbeiter*innenklasse einzutreten? Er wäre sang- und klanglos verklungen.

Der 1. Mai 2024 war für viele aus der FAU Ruhr ein Tag der gemischten Gefühle: Da war die DGB-Latschdemo in Dortmund mit Revoluzzer-Mackergehabe, ritualisierten Sprechchören, asynchronem Getrommel und insgesamt eher befremdlichem Charakter. Ein Teilnehmer:

Ich bin fast sicher: Niemand ging hiervon heim mit dem Gedanken: Damit haben wir etwas für die soziale Revolution getan. Noch ein paar solcher Demos, dann sind wir frei.

Nebenan in Duisburg fanden sich auf der Gewerkschaftsdemo immerhin zwanzig Personen, darunter auch Leute, die unseretwegen gekommen sind und sich uns angeschlossen haben. Von denen sind die meisten mit ins Syntopia gekommen, um sich über die FAU zu informieren.

Auch in Dortmund fand der angenehmere Part nach der Demo statt, nämlich auf dem wunderbaren Stadtteilfest im Union Salon: Einladend, vielfältig, manchmal laut, manchmal leise, mit echter Basisarbeit im Gespräch am Infostand und dem von vielen geteilten Eindruck: So fühlt sich das richtig an.

Einer der Organisierenden:

Es waren dreihundert bis fünfhundert Menschen da. Davon sicher so um die zweihundert Leute außerhalb der linken Szene, sehr viele Kinder und Familien. Wir sind seit einem halben Jahr dabei in unserer Nachbarschaft mit dem Raum zu wirken – das ist ein absoluter Meilenstein für unsere Basisarbeit.

Uns bestärkt das darin, am 1. Mai ganz besonders und im Rest des Jahres auch den Schwerpunkt unserer Arbeit mit genau diesem Fokus zu versehen: Gegenmacht von unten tatsächlich zu organisieren und nicht nur lautstark zu bekunden, dass man das tue.