Author: FAUDU

Unsere Rede zum ersten Mai 2025 in Dortmund

Wir hoffen es hatten alle einen wunderbaren und kämpferischen Ersten Mai. Die FAU Ruhr war mit einem Stand in Dortmund beim Stadtteilfest am Union Salon und die Stimmung und auch die vielen Gespräche waren super. Danke dafür! Kleiner Wehrmutstropfen war lediglich, dass unsere fertige Erste-Mai-Rede wegen zu vollem Programm doch nicht gehalten werden konnte. Somit veröffentlichen wir diese hier für euch:

Eine stetige Erhöhung des Arbeitstempos plus kaum vorhandene Schutzkleidung und Sicherung führen dazu, dass es vorkommt, dass Arbeiter:innen bei der Produktion von Mähmaschinen ihre Finger oder ganze Gliedmaßen verlieren. Neben dem schnellen Tempo und fehlender Sicherung ist die Erschöpfung ein großer Faktor der Arbeitsunfälle, wenn 10 bis 12 Stunden am Tag gearbeitet wird.

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Dies war Ende des 19. Jahrhunderts bei der Firma McCornick in Chicago der Fall. Nachdem Arbeiter:innen dieser Firma im April 1886 für den 8-Stunden-Tag demonstrierten, breiteten sich die Proteste am 1. Mai in den ganzen USA aus. Geschätzt gingen zwischen 300 und 500 Tausend Menschen auf die Straße für den 8-Stunden-Tag. Die Löhne reichten nicht zum Überleben, die Mietwohnungen der Arbeiter:innen waren überfüllt, bei den über 60-Stunden-Wochen war kaum noch ein Leben möglich. Ein Slogan, der damals gerufen wurde, lautete: „Man kann nicht ewig wie ein Stück Vieh leben!“

Sie hatten Erfolg mit den Protesten. Nach mehreren Jahrzehnten etablierte sich in immer mehr Ländern der 8-Stunden-Tag. In Deutschland gilt er seit 1918.

Ich mache einen Zeitsprung zu unseren heutigen Arbeitsbedingungen: Die Löhne reichen immer weniger zum Überleben, der Wohnungsmarkt wird immer teurer und 2,5 Stunden Pendelzeit pro Tag gelten als zumutbar, was einen beruflichen Zeitaufwand von 11 Stunden pro Tag ergeben kann. Das alles ist schon beschissen und nun kommt unsere vermutlich neue Bundesregierung mit einem Koalitionsvertrag an, in dem der 8-Stunden-Tag abgeschafft werden soll. Die SPD hatte die Frechheit diesen Vertrag mitauszuhandeln. In diesem begründen sie die vorgeschlagene wöchentlichen Höchstarbeitszeit mit mehr Flexibilität der Arbeiter:innen für ihre Familien – während davon auszugehen ist, dass in den prekären, also in den meisten Jobs einfach immer mehr Flexibilität von den Arbeiter:innen und nicht umgekehrt erwartet wird. Wenn dies nicht verhindert wird, ist es also nicht mehr weit entfernt, dass es für Familien immer schwieriger wird, Ausflüge zu planen oder gemeinsam einfach nur zu Abend zu essen oder das Kind von der Kita abzuholen. Freund:innen zu treffen kann schwerer werden, Hobbys auszuführen – kurz gesagt: Es könnte immer schwerer werden, unser Leben so zu gestalten, wie es überhaupt lebenswert ist.

Immer weniger Reallohn, immer weniger Festverträge, immer weniger Arbeitsstellen bei gleichzeitigen Kürzungen der Sozialleistungen, steigende Arbeitsverdichtungen, immer mehr Leiharbeit – ich könnte noch viel anführen bei diesem traurigen Namedropping – aber das muss ich nicht. Wer in einem beschissenen Job arbeitet, weiß, dass die Interessen der Chef:innen denen von uns widersprechen. Und auch wer gut verdient, ist eventuell von einer immer höheren Bullshitisierung, immer sinnlosereren Tätigkeiten und einer totalen Verblödung und Verödung betroffen.

Ist gesellschaftlich Arbeit möglich, die nicht größtenteils sinnlos und/oder absolut erschöpfend ist und für die wir nicht unsere Familie, Freund:innen und Hobbys vernachlässigen müssen? Ich denke, die Frage ist zu vernachlässigend und kann einfach mit „Ja“ beantwortet werden. Die große Frage ist natürlich: Was wir dafür tun können?

Ich bin vor fünf Jahren der FAU beigetreten. Mein damaliger Job bei Flaschenpost war es, für wohlhabende Menschen Getränkekisten auf ein Fließband zu stellen, die lieber stilles Bio-Wasser mit einem Auto geliefert haben wollten, anstatt Leitungswasser zu trinken. Noch mehr als diese Sinnlosigkeit habe ich meinen Chef gehasst, der uns verbot bei der stumpfen Tätigkeit Musik zu hören und uns Tipps gab, wie wir schneller gehen konnten, um als schnellste Person ein paar Cent mehr Bonus-Lohn zu bekommen. Damals hatte ich mein erstes Beratungsgespräch bei der FAU. Da ich schnell kündigte, passierte damals noch nicht viel. Doch die erste Idee davon, was meine Kolleg:innen und ich erreichen können, wenn wir die Kraft haben, uns gemeinsam zu wehren, war da.

Viele meiner nächsten Stellen liefen nicht besser und ich musste immer wieder immer mehr Gelerntes anwenden. Über die Jahre habe ich bei der FAU immer mehr über das Arbeitsrecht gelernt, wie ich Paragraphen lese und was ich bei Arbeitsrechtsverletzungen mache. Ich lernte und lerne immer mehr übers Organizing, wie ich meine Kolleg:innen anspreche, welche Formen des Widerstands es gibt und wie man einen Eskalationsplan entwickelt.

Sich am Arbeitsplatz zu organisieren, hört sich zunächst nicht weltbewegend an und noch sind wir zu wenige, um wie 1886 mit Hunderttausenden auf die Straße zu gehen. Aber wir können schon jetzt mit unseren eigenen Arbeitsbedingungen anfangen. Vermutlich werden wir dabei sogar mehr. Und dann werden wir bald mit Tausenden rufen: „Man kann nicht ewig wie ein Stück Vieh leben und werden wir auch nicht!“ Und aus traurigem Anlass werden wir schon jetzt rufen: „Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Freizeit.“

Tarifverhandlungen öffentlicher Dienst: Schluss mit dem Schonwaschgang!

Potsdam/Gelsenkirchen: Nach der zweiten Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband VKA um den Tarifvertrag öffentlicher Dienst „TVöD“ zeichnet sich eine totale Blockadehaltung der Arbeitgeber ab. Wie die Verdi in ihrer Übersicht gut darstellt, hat die Arbeitgeberseite kein Entgegenkommen gezeigt. Zeitgleich waren sich die Bosse nicht zu schade, eine absurd lange Vertragslaufzeit von 36 Monaten vorzuschlagen. 

Dabei fallen die Forderungen der Verdi auch in dieser Tarifrunde gewohnt bescheiden aus. Gefordert wird nur das Allernötigste: unter anderem 8 % mehr Lohn bzw. mindestens 350 € mehr im Monat sowie drei zusätzliche Urlaubstage. 

Wichtige Punkte zwar, aber eben nur ein Tropfen auf den heißen Stein, gerade genug, damit wir Beschäftigten im öffentlichen Dienst nicht aus den Latschen kippen und weiter bei Stange gehalten werden.

Durch die Bank wären deutlich bessere Arbeitsbedingungen gerechtfertigt, sei es in den Krankenhäusern, den Kitas, der Kultur oder der Stadtreinigung: Überall führt fehlendes Personal und eine die Beschäftigten verachtende Arbeitsorganisation zu Frust, Kündigung oder Burnout, was die Lage wiederum verschärft. Wie überall wird für die gesellschaftlich wichtigsten Tätigkeiten der niedrigste Lohn gezahlt.

Schluss damit!

Spätestens jetzt muss der Arbeitskampf deutlich härter geführt werden. Wir brauchen offensichtlich mehr Streiks. Vor allem brauchen wir kämpferische Streiks mit Streikversammlungen, Blockaden, Öffentlichkeitsarbeit, Streikposten und Solidarstreiks aus anderen Branchen! 

Als FAU sind wir mehr als bereit, bei solchen Aktionsformen voranzugehen und eine kämpferische Kultur in den Betrieben aufzubauen. Dabei geht es uns nicht darum, die liegengebliebene Verdi-Basisarbeit zu machen (das kann die FAU ohnehin viel besser selbst), sondern uns tatkräftig solidarisch mit unseren Kolleg*innen zu zeigen.

Streik!

FAU Ruhr beim dritten Rat von Unten in Bochum

Der Rat von Unten hat sich als Format etabliert, auf dem Bochumer Initiativen frei diskutieren und konkrete Vorhaben gemeinsam planen und umsetzen können.

Kritik am Parlamentarismus

Beim dritten Rat von Unten am 25. Januar hatte auch die FAU Ruhr Gelegenheit, sich im Rahmen eines Thementischs vor- und zur Diskussion zu stellen. Das übergeordnete Thema war die anstehende Kommunalwahl in Bochum und NRW im September, zu dem wir mit der klaren Parlamentarismuskritik, für die unsere syndikalistische Organisationsform steht, Position beziehen konnten.

Einige Teilnehmenden des Rates von Unten blieben strukturell in der Parteipolitik und Repräsentation verhaftet, das zeigten manche Diskussionsverläufe deutlich auf. So folgte der Kritik am Werdegang der einen (grünen) Partei in einem Wortbeitrag unmittelbar die Würdigung einer anderen (linken) Partei, die von der Kritik ausgenommen sei und Dinge doch gut mache; fast als gäbe es grundlegende strukturelle Unterschiede zwischen beiden Organisationen und so als wären sie nicht den gleichen Sachzwängen und Funktionslogiken unterworfen.

Eine deutliche Mehrheit der Initiativen stand jedoch klar dafür ein, Parteipolitik und Vertrauen in staatliche Strukturen hinter sich zu lassen, um nicht nur faschistische Gefahren zu bekämpfen, sondern trotz Kapitalismus radikaldemokratische alternative Strukturen aufzubauen.

FAU als kritische Alternative

In diesem Kontext konnte auch die FAU Ruhr eine kritische basisdemokratische Alternative vorstellen und unter der Überschrift „Demokratische Arbeitskämpfe“ ihre Organisationsform und ihre Vorstellungen zur Diskussion stellen. Einigkeit bestand unter den rund zehn diskutierenden Personen, dass die Arbeitswelt eines der wichtigsten Felder für den Kampf um eine bessere Welt sei.

Vom Syndikalismus über die Konföderation bis zum imperativen Mandat teilten wir einen breiten Überblick der Binnenorganisation der FAU. Nachfragen betrafen insbesondere spezifische Branchen und deren Vernetzungen und die Möglichkeiten zur Mitarbeit in der FAU.

Der nächste Rat von Unten soll bereits im April stattfinden. Wir freuen uns, dieses Format auch weiterhin kritisch und konstruktiv zu begleiten und danken allen Anwesenden für die spannenden Diskussionen und der „Rat von Unten“-Orga für die intensive Vorbereitung und tolle Durchführung.

TVöD-Tarifrunde 2025: FAU Ruhr ruft Mitglieder zur solidarischen Beteiligung auf

Die drei Lohntarifverträge für den öffentlichen Dienst sind Ende 2024 ausgelaufen. Seit Januar 2025 stehen nun Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern an. Die Ergebnisse der Verhandlungen gelten dann für Menschen die im öffentlichen Dienst arbeiten (einschließlich Praktikant:innen, Auszubildende und Studierende) z.B. in Kommunalverwaltungen, bei der Bundesagentur für Arbeit, der Renten- und Unfallversicherung, der kommunalen Versorgungsbetriebe (Stadtwerke) und des kommunalen Nahverkehrs (ÖPNV).

Auf Seite der Gewerkschaften gehen ver.di und der dbb (Deutscher Beamtenbund) in die Auseinandersetzung. Die Gewerkschaften treten dem Bundesinnenministerium und dem Verband der kommunaler Arbeitgeber (VKA) entgegen. Ver.di ist Teil des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und fordert:

  • eine Lohnerhöhung von 8 % (mindestens aber 350 €)
  • 200 € mehr für Azubis, Praktikanten & Dual-Studierende
  • eine unbefristete Übernahme nach Ausbildungsende
  • eine Erhöhung der Zuschläge für Überstunden, Schicht- und Nachtarbeit
  • drei zusätzliche freie Tage + einen zusätzlichen freien Tag für Mitglieder der DGB-Gewerkschaften
  • ein „meine-Zeit-Konto“
  • sowie die Wiederaktivierung der Regelungen zur Altersteilzeit.

In einer ver.di-eigenen Umfrage von fast 260.000 Beschäftigten kam heraus, dass sich 82% davon mindestens eine 4 Tage Woche (Seite 10) wünschen. Die DGB-Gewerkschaft fordert stattdessen vereinzelte freie Tage.

Wir beobachten immer wieder, dass radikalere Forderungen der Belegschaften durch große Gewerkschaften verwässert werden. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben zum Beispiel starke Verbindungen in die SPD und sind sehr hierarchisch aufgebaut.

Im Gegensatz zu DGB-Gewerkschaften ist die FAU basisdemokratisch organisiert und lehnt jede parteipolitische Beeinflussung ab.

Trotz unserer Kritik an ver.di und dem DGB ruft die FAU Ruhr ihre Mitglieder dazu auf, sich solidarisch an den Aktionen und Streiks während der Tarifauseinandersetzung zu beteiligen!

Materialien

Bereits im Mai 2024 haben unsere Genoss*innen aus Freiburg auf den TVöD-Arbeitskampf aufmerksam gemacht und erste Forderungen in einem Flugblatt „30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich und höhere Löhne!“ verarbeitet.

Theaterbranche – gesprengte Kettenbefristung?

Tarifkampf an den Theatern. Der Normalvertrag („NV“) Bühne wurde von Gewerkschaftsseite (GDBA, also „Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und BFFS, also „Bundesverband Schauspiel“) gekündigt und läuft damit zum 31. Dezember 2024 aus. Gegenseite bzw. Sozialgegner ist der Deutsche Bühnenverein. Verhandlungen sind für den 23. Und 24.09.24 angesetzt.

Bei uns – den Beschäftigten an den Theatern – ist der Tarifvertrag für seine arbeitgeberfreundliche Gestaltung berüchtigt, sodass eine Neuverhandlung zunächst eine gute Nachricht ist. Natürlich drängt sich schnell die Frage auf, in wie weit die verhandelnden Gewerkschaften bereit – oder in der Lage – sind den Tarifvertrag tatsächlich zu verbessern. Das zurückliegende lange Festhalten an wesentlichen Eckpunkten des NV Bühne (z.B. Nichtverlängerungsregel, Bühnenschiedsgerichtsbarkeit usw.) zeichnen hier leider kein Bild von Gewerkschaften die die Interessen der Beschäftigten vertreten.

Trotzdem schauen wir hoffnungsvoll und kämpferisch auf die anstehenden Verhandlungen. Sollte es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen, wird die FAU Duisburg/Ruhrgebiet eine Begleitung der gewerkschaftlichen Aktionen prüfen. Entscheidend wird jedoch sein, ob endlich echte Verbesserungen gefordert werden.

Genau meinen wir damit:

  • Abschaffung der Kettenbefristung, d.h. der Möglichkeit der jährlichen „Nichtverlängerung“
  • für alle NV-Bühne Beschäftigten ein tabellarisches Honorarsystem basierend auf Erfahrungsjahren im Beruf
  • Koppelung der maximalen Wochenarbeitszeit im NV Bühne an die des TVöD, bei gleichem Lohn
  • Übernahme der Regelungen zu Erschwerniszulagen aus dem TVöD
  • Abschaffung von Theaterschiedsgerichten und Bußgeldern

Um unseren Kolleg*innen einen einigermaßen kompakten Überblick über besonders problematische Regelungen im NV-Bühne (hier vor allem Bereich „Solo“ und „Bühnentechnik“) zu geben, folgen unten Zitate aus dem aktuellen Tarifvertrag mit Einordnungen zu den von uns kritisierten Punkten.

Wenn ihr selbst am Theater arbeitet und euch in der Kritik oder den Forderungen wiederfindet, meldet euch bei uns!

Organisieren wir uns kämpferisch und auf Augenhöhe. Es gibt viel zu gewinnen!

Die Betriebsgruppe Theater der FAU Duisburg/Ruhrgebiet

Karte aller Theaterspielstätten im Ruhrgebiet – egal ob kommunal gefördert, öffentlich zugänglich, ehrenamtlich organisiert oder kommerziell. Auf viele davon wird der NV-Bühne angewendet.

Auszüge und Anmerkungen zum NV Bühne

Quelle für die folgenden Zitate aus dem NV-Bühne: https://www.bffs.de/normalvertrag-nv-buehne/

Honorar/Vergütung (§58)

§ 58 Vergütung – Solo
(1) Im Arbeitsvertrag ist eine Gage zu vereinbaren. Die Einstiegsgage beträgt mindestens 2.715,- € monatlich. Für Solomitglieder mit einer Dienstzeit von mehr als zwei Jahren beträgt die Gage mindestens 2.915,- € monatlich (Mindestgage). Dienstzeit sind alle Beschäftigungszeiten, die das Mitglied als Solomitglied bei Arbeitgebern, die dem Deutschen Bühnenverein angehören, zurückgelegt hat.
Mit der Gage sind die von dem Solomitglied nach diesem Tarifvertrag zu erbringenden Arbeitsleistungen abgegolten, soweit sich aus den Absätzen 2 und 3 nichts anderes ergibt.
(2) Neben der Gage können mit dem Solomitglied besondere Vergütungen wie Spielgelder oder Übersinghonorare vereinbart werden. […]

Einordnung: Wenn nach zwei Jahren die Mindestgage erreicht ist, werden nach NV-Bühne lediglich Tarifabschlüsse aus den Tarifverträgen TVöD oder TV-L „sinngemäß“ übernommen. Darüber hinaus, ist ein – nach Jahren gestaffelter – Aufstieg in Erfahrungsstufen im NV-Bühne nicht vorgesehen, wie im Folgenden § 12a verdeutlicht. Sollten Arbeitnehmer den Wunsch verspüren ihre Erfahrung in höherem Honorar abgebildet zu sehen, muss darüber individuell mit dem Arbeitgeber verhandelt werden.

§ 12a Anpassung der Gagen
(1) Werden die Arbeitsentgelte der unter den TVöD/VKA fallenden Beschäftigten rechtsverbindlich allgemein geändert, sind die Gagen der Mitglieder, deren Arbeitgeber den TVöD/VKA anwendet oder anzuwenden hat, diesen Veränderungen durch Tarifvertrag sinngemäß anzupassen.
(2) und (3) inhaltlich gleichlautend für TV- L und Theaterbetriebe in überwiegend öffentlicher Hand

Arbeitszeit (§5 und ergänzend dazu §64 Punkt 1 und 3):*

§ 5 Arbeitszeit
(1) Die Arbeitszeit ergibt sich aus der Dauer der Proben und der Aufführungen oder der Ausübung der arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeit.

Darüber hinaus wird für Beschäftigte aus dem technischen Bereich in § 64 konkretisiert:

§ 64 Arbeitszeit – Bühnentechniker
(1) Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt ausschließlich der Pausen im Durchschnitt der gesamten Spielzeit 40 Stunden. Sie kann arbeitsvertraglich bis zu 6 Stunden wöchentlich verlängert werden; § 43 Abs. 3 findet entsprechend Anwendung.
(2) Die Arbeitszeit darf nur in Ausnahmefällen, wenn es der Betrieb erfordert, auf mehr als zwei Zeitabschnitte des Tages verteilt werden.

Einordnung: Hier ist davon auszugehen, dass sich aus den genannten Zeiträumen regelmäßig Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden und mehr ergeben können. 46 Wochenstunden sind im Geltungsbereich des NV Bühne keine Seltenheit. Der Tarifvertrag nähert sich damit sichtbar der legalen Obergrenze von 48 Stunden pro Woche.
Die unter §64 (2) anklingende Aufteilung der täglichen Arbeitszeit auf Vormittags- und Abendprobe wird von vielen Theatern regelmäßig genutzt. Hierdurch ergeben sich für Beschäftigte zusätzliche Wege von- und zur Arbeit oder zusätzlich zur Tagesarbeitszeit tote Wartezeit in den wenigen Stunden zwischen den Proben.

Nichtverlängerung / Beendigung des Arbeitsverhältnisses
(§42 und §43)

§ 42 Nichtverlängerungsmitteilung
(1) Die Nichtverlängerungsmitteilungen richten sich nach den für die einzelnen Beschäftigtengruppen geltenden Sonderregelungen.

§ 43 Ordentliche Kündigung
(1) Das Recht der ordentlichen Kündigung kann im Arbeitsvertrag nur so vereinbart werden, dass zum Schluss eines Vertragsjahrs oder einer Spielzeit mit einer Frist von sechs Wochen gekündigt werden darf. Die Kündigung bedarf der Schriftform.

§ 61 Nichtverlängerungsmitteilung – Solo
(1) Das Arbeitsverhältnis endet mit dem im Arbeitsvertrag vereinbarten Zeitpunkt.
(2) Ein mindestens für ein Jahr (Spielzeit) abgeschlossener Arbeitsvertrag verlängert sich zu den gleichen Bedingungen um ein Jahr (Spielzeit), es sei denn, eine Vertragspartei teilt der anderen bis zum 31. Oktober der Spielzeit, mit deren Ablauf der Arbeitsvertrag endet, schriftlich mit, dass sie nicht beabsichtigt, den Arbeitsvertrag zu verlängern (Nichtverlängerungsmitteilung). Besteht das Arbeitsverhältnis am Ende einer Spielzeit ununterbrochen mehr als acht Jahre (Spielzeiten), muss die Nichtverlängerungsmitteilung der anderen Vertragspartei bis zum 31. Juli der jeweils vorangegangenen Spielzeit schriftlich zugegangen sein. […]

Einordnung: Salopp gesagt, handelt es sich bei dieser Regelung um eine Kettenbefristung. Der Vertrag wird in der Praxis jedes Jahr um ein weiteres Jahr (=Spielzeit) verlängert. Seltener kommen auch Vertragslaufzeiten von zwei Jahren vor.

Daraus ergibt sich für die Arbeitgeberseite der offensichtliche Vorteil, Verträge nach Belieben jährlich- oder zweijährig auslaufen zu lassen. Dazu muss für die Nichtverlängerungsmitteilung die Frist des 31. Oktober eingehalten werden.

Diese Frist gilt selbstverständlich auch für die Arbeitnehmerseite. Hier muss aber unterstrichen werden, dass die Nichtverlängerung/Beendigung des Vertrages nur zu diesem einen Datum im Jahr möglich ist. Eine “normale” ordentliche Kündigung ist im NV Bühne weder vorgesehen noch möglich (bzw. extrem eingeschränkt in §43, von dem seltenen Gebrauch gemacht wird). Verpassen Arbeitnehmer die Frist des 31. Oktober, sind sie für mehr als ein weiteres Jahr fest an ihren Vertrag und damit an das Theater gebunden!

Die letzten beiden Auszüge aus dem NV Bühne stehen für sich und bleiben unkommentiert:

Schiedsgerichtsbarkeit
§ 53 Bühnenschiedsgerichtsbarkeit
Für alle bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten im Sinne des § 2 Arbeitsgerichtsgesetz zwischen den Arbeitsvertragsparteien sind unter Ausschluss der Arbeitsgerichtsbarkeit ausschließlich die von den vertragschließenden Parteien dieses Tarifvertrags nach Maßgabe der vereinbarten Bühnenschiedsgerichtsordnungen eingesetzten Schiedsgerichte zuständig.

Hausordnung
§ 47 Ordnungsausschuss
(1) Für die einzelnen Beschäftigtengruppen wird ein Ordnungsausschuss gebildet. Er besteht aus drei Mitgliedern sowie gleich vielen Ersatzmitgliedern. Sie werden von den jeweiligen Gruppenmitgliedern gewählt. Der Ordnungsausschuss wählt einen Obmann. […]
(2) Verstöße gegen die arbeitsvertraglichen Verpflichtungen können vom Arbeitgeber gemeinsam mit dem Ordnungsausschuss durch Verwarnung oder Bußgeld geahndet werden. Bußgelder dürfen im einzelnen Fall den Betrag von vier Tagesgagen nicht übersteigen. Das Mitglied ist vorher zu hören.

FAU Ruhr beim Rat von Unten

Der Wunsch nach Organisation und basisdemokratischen Politikangeboten ist anhaltend hoch: Am vergangenen Wochenende sind wir als FAU Ruhrgebiet der Einladung der Initiative Demokratischer Konföderalismus zum Rat von Unten in Bochum gefolgt. Das Ziel:

Einen langfristigen Ort schaffen, an dem wir unsere Visionen einer demokratischen Selbstverwaltung miteinander teilen können, einen Ort, an dem wir zusammenkommen, um uns besser kennenzulernen, lebhaft zu diskutieren, uns zu vernetzen und Kräfte zu bündeln.

In spannenden Gesprächsrunden konnten wir miterleben, wie viel kämpferisches Potenzial im Ruhrgebiet steckt, weit über Wahlkampfgetöse und Bitten an die Politik hinaus. Der IDK gebührt unser herzlicher Dank für die gelungene Organsation der Veranstaltung.

Antifaschismus bleibt Handarbeit und somit wollen wir unsere Kooperationen mit lokalen Organisationen weiter ausbauen. Einfach wird das nicht sein, aber wir haben die Mittel und Methoden, um es möglich zu machen.

Ihr wollt Teil davon werden oder mit uns über die Ideen dazu sprechen? Dann kommt doch zu unseren FAU-Cafés in Dortmund und Duisburg oder zum FAU-Stand beim Anarchistischen Parkfest in Dortmund.

Termine der FAU im Sommer 2024

01 Aug.

Dortmund: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

01.08.2024    
18:00 - 19:30
Das FAU-Café ist die Gelegenheit für Interessierte und Mitglieder der Basisgewerkschaft FAU sich kennenzulernen und auszutauschen. Daneben bieten wir auch unsere gewerkschaftliche Erstberatung bei Problemen [...]
Bochum: FAU Ruhrgebiet beim 3. Initiativenflohmarkt

Bochum: FAU Ruhrgebiet beim 3. Initiativenflohmarkt

03.08.2024    
16:00 - 20:00
Die FAU Ruhrgebiet nimmt am 3. Initiativenflohmarkt in Bochum teil. Kommt an unseren Stand und lernt uns kennen!   Offizielle Ankündigung (Quelle): Bereits zum dritten [...]
09 Aug.

Duisburg: FAU-Café und Gewerkschaftliche Erstberatung

09.08.2024    
18:00 - 20:00
Das FAU-Café ist die Gelegenheit für Interessierte und Mitglieder der Basisgewerkschaft FAU sich kennenzulernen und auszutauschen. Daneben bieten wir auch unsere gewerkschaftliche Erstberatung bei Problemen [...]
24 Aug.

Soliparty: Eine gemischte Tüte Solidarität

24.08.2024 - 25.08.2024    
22:00 - 6:00
Soliparty für die anarchosyndikalistische Gewerkschaft FAU Dresden gegen Rechtsruck Danzt auf zwei über krassen floors zu Musik aus diversen Genres (Dark Wave, Groove & Etheral [...]

Der 1. Mai im Ruhrgebiet

Ein Gedankenspiel: Was, wenn der 1. Mai 2024 die letzte Gelegenheit gewesen wäre, um vernehmbar für die Rechte der internationalen Arbeiter*innenklasse einzutreten? Er wäre sang- und klanglos verklungen.

Der 1. Mai 2024 war für viele aus der FAU Ruhr ein Tag der gemischten Gefühle: Da war die DGB-Latschdemo in Dortmund mit Revoluzzer-Mackergehabe, ritualisierten Sprechchören, asynchronem Getrommel und insgesamt eher befremdlichem Charakter. Ein Teilnehmer:

Ich bin fast sicher: Niemand ging hiervon heim mit dem Gedanken: Damit haben wir etwas für die soziale Revolution getan. Noch ein paar solcher Demos, dann sind wir frei.

Nebenan in Duisburg fanden sich auf der Gewerkschaftsdemo immerhin zwanzig Personen, darunter auch Leute, die unseretwegen gekommen sind und sich uns angeschlossen haben. Von denen sind die meisten mit ins Syntopia gekommen, um sich über die FAU zu informieren.

Auch in Dortmund fand der angenehmere Part nach der Demo statt, nämlich auf dem wunderbaren Stadtteilfest im Union Salon: Einladend, vielfältig, manchmal laut, manchmal leise, mit echter Basisarbeit im Gespräch am Infostand und dem von vielen geteilten Eindruck: So fühlt sich das richtig an.

Einer der Organisierenden:

Es waren dreihundert bis fünfhundert Menschen da. Davon sicher so um die zweihundert Leute außerhalb der linken Szene, sehr viele Kinder und Familien. Wir sind seit einem halben Jahr dabei in unserer Nachbarschaft mit dem Raum zu wirken – das ist ein absoluter Meilenstein für unsere Basisarbeit.

Uns bestärkt das darin, am 1. Mai ganz besonders und im Rest des Jahres auch den Schwerpunkt unserer Arbeit mit genau diesem Fokus zu versehen: Gegenmacht von unten tatsächlich zu organisieren und nicht nur lautstark zu bekunden, dass man das tue.

Öffentlicher Dienst – Arbeitskampf beendet?

Ende April hat sich die Verdi mit dem Arbeitgeberverband VKA geeinigt. Für den Tarifvertrag öffentlicher Dienst „TVöD“ sollen Lohnerhöhungen mit einem Sockelbetrag von 340 € umgesetzt werden, allerdings eingebunden in eine lange Laufzeit von 24 Monaten und wirksam erst ab März 2024. Vorher soll eine gestückelte Auszahlung des „Inflationsausgleiches“ (3000 € steuerfrei) uns und unsere Kolleg*innen abspeisen. Die Arbeitgeber sparen sich mit diesem Kniff unter Anderem Sozialabgaben, die uns später bei der Rente fehlen werden. Medial begleitet wurde dieser Kompromiss von einer einseitigen Berichterstattung zum Vorteil der Arbeitgeber. In Zeitung und Nachrichtensendungen hieß es, dass das Land im Angesicht der Warn(!)streiks kurz vorm Zusammenbruch stehe, die Auswikungen unzumutbar wären und ohnehin alle Arbeiter*innen aus Egoismus streiken würden. Dieser abentuerlichen Sicht auf den Arbeitskampf wollen wir ausdrücklich wiedersprechen.
Es war hinsichtlich der Auswirkung des Streiks nur ein Vorgeschmack auf das, wozu wir Arbeiter*innen fähig sind. Wir handeln dabei nicht aus Egoismus, sondern aus Solidarität! Selbst Verbesserungen in Teilbereichen des Lebens können anderen Menschen Mut machen und unsere zukünftige Verhandlungsmacht stärken.

Wir als FAU haben uns an den zurückliegenden Streiks und Aktionen beteiligt- aber nicht, um wieder einmal einen schlechten Kompromiss mit Reallohnverlust zu „erkämpfen“. Die Verhandlungsergebnisse sind nicht ausreichend und wir sind davon überzeugt, dass der Kampfeswille bei den Kolleg*innen eine angemessen harte Auseinandersetzung für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen ermöglicht hätte. Die Zeit, um substantielle Verbesserungen in den Betrieben zu erkämpfen ist jetzt! Besser heute als Morgen muss kämpferisch die Vier-Tage-Woche durchgesetzt werden. Es muss Lohnerhöhungen geben, die unsere Existenz sichern und es müssen Schritte ergriffen werden, um die Betriebe in Selbstverwaltung zu übernehmen. Wir stehen an der Seite unserer Kolleg*innen, egal ob- und wo sie gewerkschaftlich organisiert sind. Die wirklichen Verbesserungen, die wir hier skizzieren, wird es aber nur mit einer kämpferischen Basisgewerkschaft geben.

Die Abstimmung über das Ergebnis bei der Verdi laufen noch bis zum 12. Mai. Schickt diesen Text also gerne an noch untentschlossende Kolleg*innen. Zusammen können wir weiterkämpfen, es liegt an euch.

Solidarische Grüße
die FAU Duisburg/Ruhrgebiet

Der 1. Mai 2023 im Ruhrgebiet

Duisburg

1.Mai mit „Hochfeld Solidarisch“ und der FAU im Syntopia

Verbringt den 1.Mai mit uns im und ums Syntopia. Fahrt vormittags mit uns gemeinsam zur Gewerkschftsdemo nach Hamborn und/oder schaut ab 14 Uhr im Syntopia vorbei.

Wir treffen uns um 10 Uhr am Syntopia und fahren gemeinsam mit der Straßenbahn zur Gewerkschaftsdemo in Hamborn. Schließt euch gerne an und lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen!

Ab 14 Uhr ist die Tür des Syntopias dann geöffnet. Die Basisgewerkschaft FAU und die Stadtteilgruppe „Hochfeld Solidarisch“ stellen sich in kurzen Vorträgen vor (um 16 Uhr). Euch erwarten Infostände und ein Büchertisch. Tauscht euch mit uns bei Kuchen, Kaffee und Kaltgetränken aus.

Für einen kämpferischen Tag der Arbeiter*innenbewegung, – gerade in Zeiten von Krise, Teuerungen und des sozialen Kahlschlags! Für eine starke soziale Bewegung von unten!

Programm

10 Uhr: Treffpunkt am Syntopia zur gemeinsamen Fahrt zur 1. Mai Demo in Hamborn
10:18 Uhr 903 von Pauluskirche, Zustiegmöglichkeit um 10:26 Uhr am HBF

11 Uhr: Gemeinsame Teilnahme an der 1. Mai Demonstration, Hamborn Rathaus
Ihr findet uns bei den schwarz-roten Fahnen

14-18 Uhr: 1. Mai Get-together im und ums Syntopia.
Mit Infoständen und Büchertisch, Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken.

16 Uhr: Die Basisgewerkschaft FAU und die Stadtteilgruppe „Hochfeld Solidarisch“ stellen sich in kurzen Vorträgen vor.