Duisburg, Vortrag: Geschlecht, Materialismus und Selbstverwaltung

Datum/Zeit
Date(s) - 13.10.2023
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
Syntopia, Gerokstr. 2, 47053, Duisburg

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Der materialistische Feminismus hat in den vergangenen Jahren ein kleines Revival erlebt. Innerhalb der radikalen Linken wurden wieder vermehrt die Fragen vom Patriarchat als eigenständiges, aber mit dem Kapitalismus verwobenes System, diskutiert. Reproduktionsarbeit als Arbeit anzusehen ist inzwischen häufig Konsens.

Bei der Auseinandersetzung um Fragen der Verbindungen von Patriarchat und Kapital, von Reproduktion und Arbeit, von Marxismus und Feminismus, bleibt jedoch ein wesentlicher Aspekt ausgespart: Was genau eigentlich Geschlecht ist.
Zwar gibt es Theorien über die kulturelle Werdung der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit und wie diese mit der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft zusammenhängt, doch überlässt die materialistische Geschlechterforschung die Definition einem anderen Theoriestrang, dem sie tendenziell antagonistisch gegenübersteht: der postmodernen Geschlechterforschung. Geschlecht wird hier als performativer Akt, als Rolle die wir beständig reproduzieren, als etwas rein psychisches und kulturelles gedacht.

In dem Vortrag wird eine alternative – materialistische – Deutung von Geschlecht angeboten. Durch die Verbindung des schöpferischen Marxismus der jugoslawischen Praxis-Gruppe mit der materialistisch-existenzialistischen Geschlechtertheorie Andrea Maihofers lässt sich Geschlecht als eine Form der Entfremdung beschreiben. Wie jede Form der Entfremdung wirkt sie sich sowohl kollektiv als auch individuell aus, ist durch die materiellen Verhältnisse bedingt und lässt sich nur durch einen gesellschaftlichen Umbruch verändern. Der Praxis-Gruppe und Maihofer folgend kann ergänzt werden: Nur durch die gesellschaftliche Selbstverwaltung kann sie wirklich aufgehoben werden.

Frederik Fuß ist Kollektivmitglied im anarcho-syndikalistischen Syndikat-A Verlag und Redakteur der Theoriezeitschrift Tsveyfl. Zum Thema hat er dieses Jahr das Buch ‚Sich selbst erleben. Geschlecht und Entfremdung im Kapitalismus‘ veröffentlicht. In der Zeitschrift Phase 2 erscheint in Kürze ein weiterer Beitrag zur Praxis-Gruppe