Am 14. Juni lud die FAU Ruhr zu ihrem ersten Stammtisch für Kollektivbetriebe ins Syntopia nach Duisburg ein. Die Veranstaltung ist für alle Personen gedacht, die sich für neue Arten des Arbeitens und Wirtschaftens interessieren. Teilnehmende müssen also nicht in einem Kollektivbetrieb arbeiten, sondern können einfach mal so vorbeischauen und Fragen stellen, um sich ein Bild zu machen. Es schafft darüber hinausgehend einen Anlass, sich mit anderen Mitgliedern von Kollektivbetrieben auszutauschen und Erfahrungen zu teilen oder ggf. zukünftig zusammenzuarbeiten.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde klar, wie vielfältig die Struktur von Kollektivbetrieben im Ruhrgebiet und deutschlandweit ist. Denn: Nach deutschem Recht ist ein „Kollektivbetrieb“ weder ein geschützter Begriff (jedes beliebige Unternehmen kann sich „Kollektivbetrieb“ nennen ohne rechtliche Konsequenzen), noch eine festgelegte Rechtsform eine Betriebs (GmbH, AG, UG, GbR… selbst Genossenschaften sind nicht automatisch Kollektivbetriebe).
Wer war dabei?
Eine langjährige erfahrene gut funktionierende Genossenschaft, die T-Shirts für einen bestimmten Kundenstamm bedruckt und in der alle aktuellen Arbeiter*innen (und teilweise ehemalige) auch Genoss*innen sind. Herausforderungen gibt es im Anwerben von neue Kollektivistas, da Klarheit darüber herrschen muss, was genau Kollektivarbeit bedeutet und es natürlich sozial gut zusammen passen soll. Sollte es Kollektivista-Wachstum geben, würden zudem neue formelle Kommunikations- und Entscheidungsformate notwendig.
Ein Kollektivbetrieb der soziale Dienstleistungen wie Haushalts- und Pflegedienste und Kinderbetreuung umsetzt und aus einer GmbH besteht in der alle Kollektivistas angestellt sind, während ein Verein die gesamten GmbH besitzt und alle Kollektivistas gleichzeit Mitglied im Verein sind.
IT-Kollektive waren recht breit vertreten (anteilig nehmen diese an einer eigenen Vernetzung als tech-coops tei):
- Bei einer komplett im Homeoffice arbeitende GmbH die Webanwendungen entwickelt sind alle Angestellten auch gleichzeitig Gesellschafter*innen.
- Eine sich gerade im Aufbau befindende IT-Genossenschaft orientiert sich aktuell bei ihren Strukuren und Arbeitsweisen an dem Konzept „Sociocracy 3.0“, wobei derzeit auch nicht-eingestellte Genoss*innen weiterhin Teil der Geno bleiben.
- Eine neu gegründete IT-GmbH die aktuell eine spezifische Produktidee entwickelt und in der alle zu gleichen Teilen Gesellschafter*innen sind. Ursprünglich war diese nicht als Kollektivbetrieb, sondern eher mit dem Gedanken des Verantwortungseigentums gegründet worden. Daraus entwickelt sich die Frage, wie man anderen Gesellschafter*innen die Kollektivbetriebe-Idee nahebringen könnte.
Und zu guter Letzt war eine Konföderation von Kulturvereinen dabei, die derzeit nachdenken die Rechtsform „Verein“ hinter sich zu lassen. Die gesellschaftliche Veränderungen und eine geänderte Aktivität bei Mitgliedern verweist auf einen Bedarf nach Anpassung der Strukturen. Potenzial wird in der strukturellen Verbindung von Kulturarbeit und Lohnarbeit gesehen, was möglicherweise mtieinander verbundene Kollektivbetriebe leisten könnten.
Wir möchten uns bei allen bedanken die dabei waren. Wir peilen derzeit ein Treffen pro Quartal an und freuen uns auf den kommenden Termin am Abend des 13.09.2025 in Bochum. Details findet ihr zu gegebener Zeit dann im FAU Ruhr Veranstaltungskalender auf diesem Blog oder als Ankündigung über unsere Social Media Kanäle.